17 April 2006

nutze 80 %

"die realisierung bewussten und gezielten tuns bezeichnen wir als leistung. und hier haben wir den zweiten bock den der ruf nach eigenverantwortung schiesst. die offene gesellschaft sagt, sie basiere auf leistung. sie anerkennt aber fast nur wirtschaftliche leistung ... und diese hängt enorm von den ressourcen ab ... und diese sind höchst ungleich verteilt. eigenverantwortung zu übernehmen ist aber nur möglich, wenn verlässliche regeln bestehen die ein gezieltes handeln ermöglichen. gerade dieses wird aber in der anomischen gesellschaft um so schwerer, je stärker sich die anomie ausprägt. die karriere, der lebensweg, ist in der offenen gesellschaft zwar offen und frei, das heisst aber auch, mit einer menge kosten, risiko und aufwand (trial and error ... or fraud) verbunden. deshalb erfüllen sich die versprechungen dieser offenen gesellschaft für die meisten nicht. es entsteht eine schmerzhafte diskrepanz zwischen möglichen lebenszielen und dem, was effektiv von den meisten erreicht wird, überhaupt erreicht werden kann.


die heilsversprechung des wettbewerbs ist eine zynische: du hast 80% chancen zu den verlierern zu gehören, nutze sie!

eine derart einseitige ausrichtung gesellschaftlicher ordnung führt nicht zu sicherheit, im gegenteil. wettbewerb stellt also für die mehrheit absolut keine taugliche allgemein gültige orientierung dar.
den erfolg bewussten und gezielten tuns bezeichnen wir als produktivität. auch die ein beliebtes schlagwort unserer tage. alles ruft nach mehr produktivität. mehr produktivität soll zu mehr wachstum verhelfen. mehr wachstum soll zu mehr wohlstand führen. für mehr produktivität und wohlstand wird gefordert, dass die arbeitszeiten zu verlängern seien (die monatlichen wie die lebensarbeitszeit). auch hier sollte man mal checken, ob da eigentlich lauter bekloppte an den schreibtischen sitzen ... oder ob die bloss mit lauter bekloppten als rezipienten (empfänger der botschaft) rechnen. produktivität ist per definitionem produkt pro zeiteinheit - verbessert sich nicht dadurch, dass wir mehr arbeiten (verlängerung der , sondern dass wir in der selben zeit mehr produzieren. doppelt gemoppelt .... wozu und warum... ausser darum, weil das mittel (produktion und konsum) zum selbst-zweck gemacht wurde. warum noch mehr produzieren, wo es am absatz hapert?"

"den Menschen verlangt zwar nach freiheit, der umgang mit freiheit muss aber offenbar gelernt werden. durch die zerstörung der werte (ah, ja, nitzsche, der war da auch noch beteiligt) wird ein neues, ideales menschenbild gesetzt, nämlich der macht-mensch, der mensch der sich selbst schafft (macht ... kein witz - macht kommt von "machen können"), der allseits aktiv, interessiert und kompetent ist, das schöpf."


http://www.diskussionsforen.ch/Orientierung/anomie.htm

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